Samstag, 7. Mai 2016

Einleitung zur Erstausgabe




Er ist der bekannteste Sterbliche unter der Sonne. Er ist auch der meistgeschmähte. Noch keiner hat seine Zeitgenossen so zum Reden gebracht wie Michael Jackson. Dabei ist er kein Machthaber, er ist bloß ein Mann des Showgeschäfts. Was macht ihn denn so wichtig?

Michael Jackson ist der Star par excellence. Der monatelange Medienfeldzug der Jahre 1993-94 brachte zweierlei an den Tag: Das Unterhaltungsgewerbe hat fürs öffentliche Leben eine Bedeutung gewonnen, die vor einer Generation noch unvorstellbar war. Und im Mythos Michael Jackson ist etwas dargestellt, das an den Nerv der Zeit rührt.
Das sind offenbar zwei Seiten einer Medaille.

Doch Sozialwissenschaftler und Kulturkritiker sind sprachlos. Sie sind die einzigen, deren Aufmerksamkeit er bis heute nicht erregen konnte. Eines der auffälligsten Ereignisse der zeitgenössischen Zivilisation überlassen sie kampflos der Klatschpresse. Da gehöre er auch hin, hieß es. Er sei ja doch nur eine - auswechselbare - Erfindung der Medien. Doch vor drei Jahren haben sie sich alle zusammengetan, um ihn zur Strecke zu bringen: Es ist ihnen nicht gelungen. Das spektakuläre, mit seiner gegenwärtigen Welttournee ertrotzte Comeback beweist immerhin dies: Michael Jacksons inzwischen dreißigjährige Weltkarriere war kein mediatischer Zufall. Sie nährt sich aus einer eigenen Kraft. Selten wurde der Einklang eines Privatschicksals mit einer Künstlerlaufbahn so deutlich wie im Fall des kleinen Michael aus Gary, Ind., der sich zum Jacko, dem größten Star aller Zeiten gemacht hat.

In diesem Buch wird zum erstenmal versucht, das Kulturereignis Michael Jackson in einen weiteren Zusammenhang zu stellen. Es ist ein bewegendes Menschenleben, von dem wir berichten, und zugleich eine kleine Geschichte und Ästhetik der modernen Unterhaltungskunst.

Der Roman, der hier erzählt wird, ist aber auch - das sichtbarste Zeichen für einen tiefen gesellschaftlichen Umbruch. Wie immer man es wertet: Michael Jacksons Weltkarriere ist ein Phänomen eigener Ordnung.



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